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STILVOLL LEBEN MIT KLEINEM BUDGET / TEIL 1 EINKOMMEN

Montag, 9. Juli 2018

Abgebrannt, aber nicht am Ende: gut gelaunt trotz leeren Taschen. Besonders amüsant ist es nicht, knapp bei Kasse zu sein, aber es ist normal. Vor allem in einer Finanzkrise, sei es eure eigene oder die von ganz Europa. Schulden häufen sich schleichend und unbemerkt an, und obwohl immer wieder gepredigt wird, wir sollten den Gürtel enger Schnallen und unser Lunchpaket von Zuhause mitbringen, leben wir immer noch nicht in einer Kultur der Sparsamkeit. Langsam, aber sicher hat die Kluft zwischen unserem Einkommen und unseren Schulden die Grenze der Belastbarkeit erreicht, und wir blicken aus grosser Höhe hinab und sehen Geröll unter dem Hochseil, aber kein Netz.

Gott segne die genügsamen, emsigen Eichhörnchen, die für schlechte Zeiten einen Notgroschen auf der Bank haben, und allen anderen stehe der Himmel bei! Mir ist zwar bewusst, dass es hervorragende Beratungsstellen gibt, die einem zeigen wie man finanziell wieder auf die Beine kommt, und dass jedermann in Gelddingen schlauer, gewiefter, respektvoller und anständiger werden kann, aber trotzdem ist es immer noch ein unausgesprochenes emotionales TABU, pleite zu sein. Wie verkraftet man z.B die Blamage, sein Geld in den Sand gesetzt zu haben? oder wenn es knapp wird und man nicht weiss, an wen man sich wenden soll? Das ist nämlich längst nicht so lustig, wie es bei den albernen Shopaholics in Film und Fernsehn aussieht. Es ist beängstigend und demütigend, leere Taschen zu haben. Und obendrein ist es auch unglaublich ermüdend und zeitraubend. Ich war schon in allen möglichen Lebensumständen pleite. Natürlich während der Lehr- und Ausbildungszeit. Einmal während einer schweren Phase, als ich meinen Arbeitswillen verlor. Und ganz oft, weil ich wie Marie-Antoinette lebte (und nichts auf die Seite legte), und dann meinen Job verlor. autsch. Ich habe auf vielerlei Arten erfahren, dass man ein Freelancer-Leben nur führen kann, wenn man immer wieder längere Zeitspannen ohne Einkünfte übersteht. Da ich keine Kreditkarte habe, bekommt Bargeld für mich eine noch dramatischere Bedeutung - wenn es weg ist, ist wirklich alles weg. Und ich musste lernen, sowohl innere Stärke zu entwickeln, als auch eine äusserliche Fassade aufrechtzuerhalten, wenn ich auf Geld warten musste. Nachdem ich jahrelang mit angesehen habe, wie das Geld schneller wieder ausgegeben ist, als es hereinkommt, frage ich mich, ob der Schmerz darüber, gefährlich  knapp bei knapp bei Kasse zu sein, nachlässt (und ob sich schnellere Lösungen finden), wenn Panik und Schamgefühl nicht so sehr im Vordergrund stehen. Jeder hat eine Vorstellung davon, wo er in seinem Leben stehen sollte , und strebt dies auch an, aber die unbequeme Wahrheit ist, das man in jedem Alter wieder als armer Schlucker enden kann. Vierzigjährige Ex-CEO's stehen sicher nicht auf Reis und Bohnen, und wer will es ihnen auch verübeln? Als ich sechszehn war, hatte Pleitesein etwas mit Beharrlichket, Einfallsreichtum und fast schon Romantik zu tun. Heute brauche ich nur meinen Hund anzuschauen und fühle mich verantwortungslos weil ich sein Essen schon wieder auf Rechnung bestellt habe. Aber egal, was mein Ziel ist, ich weiss dass es Zeiten geben wird, in denen ich einfach sehr wenig Geld habe. Um wieder auf die Beine zu kommen und den Wohlstand anzukurbeln, muss ich meinen Verstand mit wirksamen (aufmunternden)Tricks täuschen. Die folgenden Mantras und Lösungssätze wende ich bis Heute noch an, um mich mit weniger Geld besser zu fühlen, während ich daran arbeite, mehr zu verdienen.


Brief an ein abgebranntes Selbst

Lest euch diesen Brief  an dem Tag vor, an dem Ihr eine Kündigung bekommt, eure Kreditkarten gesperrt werden, Ihr euer Dispolimit erreicht habt, eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen müsst, euren Arbeitsplatz retten wollt oder ihr euch eingesteht wie viel Schulden ihr tatsächlich habt. Mit folgenden Worten rede ich mir immer gut zu, wenn ich weder einen Funken Inspiration noch Geld habe. In so einem Fall muss ich alle meine Energie bündeln, um Wege aus dem Nebel des mangels zu finden.


1. ICH BIN NICHT, WAS ICH VERDIENE

Wenn ihr persönlichen Erfolg und Fortschritt an eurem Bankauszug messt, werdet ihr euch oft als Versager vorkommen. So viele neue Errungenschaften im Leben lassen sich nicht in CHF und Rappen messen, besonders wenn ihr eurer Berufung gefolgt seit, Kunst betrieben, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, gejobbt oder ein Kind aufgezogen habt.


2. ICH HABE EINE BESSERE IDEE

Fragt euch, wo die Energie hin verschwunden ist. Habt ihr euch immer gewünscht, reich zu sein, anstatt dauernd zu arbeiten, nur um eure grundlegendsten Bedürfnisse zu befriedigen? Habt ihr über eure Verhältnisse gelebt, um ein Gefühl von Mangel zu kompensieren, oder war es die Reaktion auf die panische Frage, ob wirklich von allem ''genug'' vorhanden ist? Manchmal schrumpfen die Rücklagen, wenn wir den Geldmangel zu stark verleugnen. Die schmerzhafte Peitsche der Rezession hat uns gelehrt, dass Schulden durch Shoppen ebenso wenig getilgt werden, wie Sparen Sicherheit vermittelt. Jedes Mal, wenn ihr also kurz vor der Peitsche steht, müsst ihr euch eingestehen, das ihr nicht mit Geld umgehen könnt oder schlicht und einfach keinen Finanzplan habt. Wenn ihr gerade noch ein paar Hunderter in der Tasche habt, müsst ihr das Geld kürzen und die Zeit ausdehnen. Das heisst, mit zwanzig Franken pro Tag leben und sich so fünf Tage kaufen, um in denen mehr Geld zu generieren. Ein Gefühl für die Dringlichkeit der Situation kann euch inspirieren, sämtliche euch zur Verfügung stehenden Ressourcen effizienter einzusetzen. Und wenn euch nur noch die Zeit geblieben ist, dann geht ihr äusserst sparsam damit um.


3. ICH KANN DURCHHALTEN

Victor Hugo schrieb: ''Wer nicht fähig ist, Armut zu ertragen, ist nicht fähig, frei zu sein.'' Ich glaube, er meinte damit, dass der menschliche Geist grösser ist als die Summe der materiellen Umstände. es geht immer irgendwie weiter, und in der Zwischenzeit trinken wir heissen Tee. Haltet tapfer stand, denn es ist nicht dasselbe, ob Ihr nur vorübergehend abgebrannt oder lebenslang bettelarm seit. Habt den Demut, den Unterschied zu erkennen.


4. ICH BESITZE WÜRDE

Wer ausser euch weiss, dass ihr völlig abgebrannt seit? Die Angst und die Scham, mittelos zu sein, haben für gewöhnlich mehr damit zu tun, was andere denken, als damit, wie ihr selbst zurechtkommen könnt. Während einer finanziellen Durststrecke wahre ich meine Würde, indem ich Wohnung und mein Äusseres sauber und in Ordnung halte, Sport treibe, Yoga mache und das positive visualisiere. Bei manchen Menschen stellt ein Gebet die Würde wieder her, für andere ist es beruhigend, Wohltätigkeitsarbeit zu leisten. Das Allerschwierigste ist, jenes innere Sicherheitsgefühl wachzurufen - aber ihr könnt es immer üben, idem ihr einen ganzen Tag nur (erbauliche) Dinge tut, die nichts kosten, euch aber das Gefühl vermittelt, stabil zu sein und die Sache im Griff zu haben.


5. PLANEN, NICHT IN PANIK GERATEN

Wenn mein Kontostand auf null ist, erstarre ich oft und versinke in Selbstmitleid. Ich tue nichts, um die Situation zu verändern oder zu verbessern, ich bin so erschrocken, dass mir ausser Schlafen und herumgammeln nichts besseres einfällt. Depressionen und Armut passen gut zusammen, weil beide für blockierte Energien stehen. Da fliesst nichts, und da wächst auch nichts. Es mag der Intuition zuwiederlaufen, joggen zu gehen oder die Wohnung zu putzen, wenn man kein Geld mehr hat, aber meistens ist es dann doch das erste was ich tue. Wenn ich meinen Kopf kläre, finde ich die Energie, um schnell Geld aufzutreiben. Keiner kommt an meinen Flohmarkt wenn ich heulend vor dem TV sitze! und keiner wird in mein Geschäft kommen um einzukaufen wenn ich es nicht öffne. Abgebrannt sein heisst: Ihr braucht eine zweite Chance, aber die erste Person, die euch diese Chance gibt, müsst ihr selbst sein.


6. ICH HABE GENUG DINGE

Wenn ich mir nichts Neues leisten kann, flicke und wasche ich meine Kleidung, ordne sie neu und bringe sie auf Hochglanz. Häufig finde ich dabei viele Sachen zu Verkaufen oder Verschenken, und das hilft, den Fluss der Fülle wieder in Bewegung zu bringen. Ausserdem fühle ich mich wirklich erfüllt, wenn ich sehe, was ich bereits besitze, und wenn ich es aktiv nutze, anstatt noch mehr anzuhäufen.


Ich hoffe ich konnte mit diesem Beitrag ein paar Leuten neuen Mut oder etwas Mitgefühl auf diesem Weg geben. Falls ihr Fragen habt, schreibt es mir in die Kommentare oder macht mir eine Mail :) Habt einen schönen Abend! 

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